Zentraler Kern der Sammlung im Kunstmuseum Singen sind die Werke der „Höri-Künstler“. Die als „politisch unzuverlässig“ oder „entartet“ gebrandmarkten Klassiker der Moderne: Otto Dix, Erich Heckel, Max Ackermann, Curth Georg Becker, Helmuth Macke, Ferdinand Macketanz, Hans Kindermann, Walter Herzger, Jean Paul Schmitz, Hugo Erfurth, Gertraud Herzger-von Harlessem u.a. wichen vor der nationalsozialistischen Kulturpolitik und dem Bombardement deutscher Städte auf die Halbinsel Höri aus. Die unweit der Schweiz in den westlichen Bodensee (Untersee) hineinragende Halbinsel wurde ihnen zur Zuflucht. Als „Emigranten im eigenen Land“ brachten sie die verfolgte Moderne an den See. Heute prägen die Gemälde, Graphiken, Plastiken und Photographien dieser und weiterer Künstler, die zum erweiterten „Netzwerk“ der Höri-Künstler zählen bzw. nach dem Krieg an den See folgten, unsere Vorstellung von der Moderne am Bodensee.
Das Kunstmuseum verfügt über den umfassendsten Werkkomplex der „Höri-Künstler“ überhaupt.
Hier finden Sie weiterführende Informationen zu ausgewählten Werken der Höri-Künstler aus der Sammlung des Kunstmuseums.
» Max Ackermann (1887-1975) - Inseln III, 1957
» Curth Georg Becker (1904-1972) - Häuser in Le Brusc, 1931
» Curth Georg Becker (1904-1972) - Odaliske, um 1947/49
» Curth Georg Becker (1904-1972) - Trauernder Mann / Abschied, 1953
» Curth Georg Becker (1904-1972) - Montagnola, um 1959/60
» Curth Georg Becker (1904-1972) - Portrait Hans Purrmann, 1960/61
» Julius Bissier (1893-1965) - 8.12.57, 1957
» Otto Dix (1891-1969) - Hohentwiel, 1944
» Otto Dix (1891-1969) - Grüne Landschaft, 1948
» Otto Dix (1891-1969) - Der Gekreuzigte, 1969
» Erich Heckel (1883-1970) - Bildnis Otto Dix, 1948
» Erich Heckel (1883-1970) - Der Gletscher, 1955
» Helmuth Macke (1891-1936) - Bildnis August Hoff, 1920/21
» Jean Paul Schmitz (1899-1970) - Winter am Untersee, 1952
Der Bodenseeraum mit seinen Anrainerländern Schweiz, Deutschland, Österreich und Lichtenstein ist heute eine lebendige Region des Austausches und künstlerischen Vielfalt. Bedeutende Künstler kommen aus der Euregio, leben rund um den See oder setzen sich inhaltlich mit der Vierländerregion auseinander. Das Singener Kunstmuseum besitzt eine hochwertige Sammlung zeitgenössischer Künstler, zu denen Markus Daum, Johannes Dörflinger, Felix Droese, Dschiggetai (d.i. Jürgen Schiertz), Eckhard Froeschlin, Friedemann Hahn, Gerold Miller, Harald F. Müller, Jürgen Palmtag, Miriam Prantl, Markus F. Strieder, Markus Weggenmann, Andrea Zaumseil u.v.a. gehören.
Einige »Höri-Künstler« wurden nach dem Krieg zu wichtigen Impulsgebern in den wieder aufgebauten städtischen Zentren oder Professoren an den neu entstehenden Kunstakademien. Die überregional bedeutsamen »Singener Kunstausstellungen« (1947-1972) und der Kunstverein Singen (seit 1960) zogen Künstler aus dem ganzen deutschen Südwesten an.
In der Sammlung des Kunstmuseums sind Werke von René Acht, Gerlinde Beck, Jürgen Brodwolf, Diether, Paul Uwe Dreyer, HAP Grieshaber, Otto Herbert Hajek, Erich Hauser, Emil Kiess, Werner Pokorny, Robert Schad, Rudolf Schoofs, Anton Stankowski u.v.a. vertreten.
Die ältesten Werke der Sammlung sind Landschaften. Um 1900 entdeckten reisende Maler die Landschaft des Bodensees und die Vulkankegel des Hegaus. Die einheimischen Künstler folgten ihrem Vorbild nach. Die Kollektion veranschaulicht die Entdeckung des Hegaus, des Hohentwiels und des Bodensees als bildwürdige Motive. Für die Kunst in der Region, bis in die nachexpressionistische Malerei der 1960er Jahre hinein, blieb die Landschaft ein zentrales Sujet.
Eine kleine Kollektion an Arbeiten, welche von August von Bayer (1859) bis Johannes Grützke (2000) reicht, setzt sich mit Joseph Victor von Scheffels historischem Roman „Ekkehard“ (1855) auseinander, in dem der Hohentwiel Ort der Handlung ist.
Singen ist reich an Kunst im Stadt- und Außenraum. Zahlreiche Skulpturen, Wandbilder, Glasfenster und Public-Art-Projekte sind öffentlich zugänglich. Viele davon, darunter Werke von Joseph Kosuth oder Ilya Kabakov, sind zu Fuß erreichbar. Die einzig erhaltenen Wandbilder von Otto Dix (1960) finden sich im Singener Rathaus unweit des Kunstmuseums.