Kunstmuseum Singen

Sammlung Kunstmuseum Singen
William Straube (1871-1954)
Meine Frau, 1923


William Straube (1871-1954)
Meine Frau, 1923
Öl auf Leinwand, 82 x 65 cm
Kunstmuseum Singen

Der aus Berlin stammende Maler und Grafiker William Straube gehörte in den Jahren um 1910 zum vitalen Künstlerzirkel der Rheinischen Expressionisten um August Macke. Nach der 1926 erfolgten Übersiedlung nach Neufrach am Bodensee wirkte der Zeichenlehrer als Kunstpädagoge an der Schlossschule in Salem. Der Verlust beider Söhne, die in den letzten Frontkämpfen 1945 gefallen waren, löste eine schwere Krankheit aus, woraufhin sich der kunstsinnige Obstbauer Paul Weber aus Bodman um den Maler kümmerte.

Das Portraitgemälde zeigt die Geigerin Dora von Möllendorf, die Straube 1918 geheiratet hatte. Vor dunklem Hintergrund effektvoll ins Licht gesetzt und den Blick nachdenklich ins Leere gerichtet, tritt uns die Gattin des Künstlers in weitem Pelzmantel und mit hohem Hut entgegen. Angaben zum Umraum reduzieren sich auf das Fragment eines beiseite gezogenen Vorhangs in der linken oberen Bildecke.

Das Portrait gehört in eine Reihe von Bildnissen, in denen William Straube um 1920 das spannungsvolle Wechselverhältnis von geschauter Person, abstrahierter Fläche und umgebendem Raum behandelt. Der Unterricht bei Adolf Hölzel an der Stuttgarter Akademie in den Jahren 1915 bis 1917 bereicherte und intensivierte Straubes Ausdrucksvokabular, das er sich vor allem als Schüler von Henri Matisse in Paris von 1908 bis 1911 angeeignet hatte, um eine abstraktionsorientierte Komponente.

Gemessen an der intensiv strahlenden Leuchtkraft früherer Arbeiten – vor allem der Fülle an Farbkreidezeichnungen, von denen sich heute ein Teil in der Sammlung des Kunstmuseums Singen befindet – zeigt sich das Gemälde von 1923 ausgesprochen zurückhaltend und erreicht bei weitem nicht die koloristische Brillanz der farbsprühenden Papierarbeiten.